Projektträger: Naturpark Nordeifel e.V.
Ausgangslage:
Bereits seit dem Europäischen Jahr für Menschen mit Behinderung in 2003 hat
der Naturpark Nordeifel e.V. gemeinsam mit regionalen Partnern das Thema
Barrierefreier Tourismus intensiv und nachweisbar erfolgreich bespielt.
Zahlreiche Maßnahmen im infrastrukturellen Bereich, der touristischen
Serviceketten, zur Qualifizierung, zur Sensibilisierung, zur Kommunikation und
zur Entwicklung touristischer Pauschalen wurden umgesetzt.
Ziel ist bis heute die gleichberechtigte Teilhabe behinderter Menschen,
Senioren, Eltern mit Kinderwagen und Personen, die in Ihrer Beweglichkeit oder
Wahrnehmung eingeschränkt sind, an der Schönheit und Vielfalt der Eifler
Landschaft. Zudem sollen die erheblichen Gästepotenziale erschlossen, dem
demographischen Wandel Rechnung getragen und durch die Erweiterung des
barrierefreien naturtouristischen Angebots ein wichtiger Beitrag zur
Regionalentwicklung geleistet werden. Über 3 Mio. € Fördermittel konnten
durch den Naturpark in den letzten Jahren alleine in diesem Themenfeld
akquiriert werden.
Projektziele:
- Umfassende Beratungen und Qualifizierungen der Akteure aus Gastronomie, Übernachtung, Ausflugsziele, Touristische Informationspunkte, Verkehrsdienstleiter im Thema Barrierefreier Tourismus sowie Teilförderung der Zertifizierung „Reisen für Alle“
- Entwicklung von buchbaren TOP-Angeboten auf Grundlage bestehender barrierefreier Naturerlebnisangebote und unter Berücksichtigung der touristischen Servicekette
- Entwicklung von Vermarktungsmaterial (Fotos, Texte, Broschüren u.a.)
- Aufbau eines förderunabhängigen Wissens-Netzwerks „Barrierefreiheit“
- Aufbau einer förderunabhängigen Beratungs- & Qualifizierungsstruktur
- zum Thema barrierefreier Tourismus
Projektmaßnahmen und Begründung:
Um den künftigen Förderbedarf begründen zu können, wurde zunächst der
Status-Quo der Erlebnisregion Nationalpark Eifel im Themenfeld barrierefreier
Tourismus anhand der touristischen Servicekette kritisch analysiert. Durch die
touristischen Arbeitsgemeinschaften wurde eine Übersicht der bestehenden
Gastronomie- und Unterkunftsbetriebe erstellt, welche bereits Anforderungen
der Barrierefreiheit berücksichtigen. Hierauf aufbauend konnte die touristische
Servicekette bewertet werden:
Servicekettenglied Vorbereiten, Informieren und Buchen:
In der Erlebnisregion Nationalpark Eifel ist seit 2006 das Portal www.eifelbarrierefrei
die zentrale Anlaufstelle für barrierefreies Reisen in die Region. Im
barrierefreien Tourismus spielt die genaue Planung und somit die
Informationsbeschaffung im Vorfeld der Reise eine zentrale Rolle. Die
Bereitstellung gebündelter, zielgruppengerechter Informationen über die
Zugänglichkeit vorhandener Angebote ist eine kostengünstige und effektive
Maßnahme zum Abbau von Barrieren in touristischen Zielgebieten. Doch auch
wenn durch die Internetplattform www.eifel-barrierefrei.de eine zentrale
Anforderung der Zielgruppe bereits besteht, ist die Internetpräsenz mittlerweile
stark überaltert und bedarf dringend einer grundlegenden Überarbeitung.
Im Rahmen des EFRE-Projekts „Sehnsuchtsziel Natur: Schulungs- und
Qualifizierungsveranstaltungen zur Angebots-/ Produktentwicklung im
Naturtourismus von Nordrhein-Westfalen“ wurden u.a Workshops bezüglich der
Darstellung und Vermarktung barrierefreier Naturerlebnisse aller
Großschutzgebiete der Eifel beim Projektpartner Eifel Tourismus (ET)
durchgeführt. Dort wurde das gemeinsame Ziel definiert barrierefreie
Naturerlebnisangebote künftig auf einer eifelweiten gemeinsamen Website auf
Basis der Datenbank aus barrierefrei.gastlandschaften.de zu präsentieren. Als
Domain wird die ehemals ausschließlich auf den Naturpark Nordeifel
fokussierte www.eifel-barrierefrei.de genutzt werden. Grundlage der Datenbank ist Deskline und hat als
einheitliches Qualitätskriterium die Darstellung von (bestehenden) Deskline-
Angeboten zum Ziel, welche nach Reisen für Alle zertifiziert wurden. Auf der
Internetseite selbst werden barrierefreie TOP-Angebote bedürfnissorientiert
und durch emotionale Ansprache aufgearbeitet. Damit kann das Thema
barrierefreier Tourismus auf die (Vermarktungs-)ebene der Destination Eifel
gehoben, ein Flickenteppich aus unterschiedlichen Projektinternetseiten
vermieden und eine langfristige Betreuung der Internetseite über
Projektzeiträume hinaus gewährleistet werden. Im Rahmen des LEADERProjekts
werden Inhalte zur Erlebnisregion Nationalpark Eifel für die Website
erarbeitet.
Servicekettenglied An- und Abreise:
Eine ausreichende Zahl barrierefreier Mobilitätsangebote aller Verkehrsmittel
und die Orientierung vor Ort durch Hilfsmaßnahmen (Informationszeichen oder
-tafeln, Gehwegmarkierungen usw.) sollten zum Ausstattungsstandard
erfolgreicher barrierefreier touristischer Destinationen gehören. In der Nordeifel
sind insbesondere die „letzten Meter“ per ÖPNV problematisch. Der Weg von
Bus- und Bahnhaltestellen zu den einzelnen Angeboten ist noch unzureichend
organisiert. Teilweise fehlen Transportmöglichkeiten zu den
Naturerlebnisangeboten der Region. Erste Verbesserungsmaßnahmen
umfassen den Transport durch Taxiunternehmen, welche sich auf die
Bedürfnisse mobilitätseingeschränkter Personen einstellen. Dies betrifft im
Schwerpunkt jedoch v.a. Krankentransporte. Eine Sensibilisierung von
Transportunternehmen und auch die Zusammenarbeit mit Reiseveranstaltern
für mobilitätseingeschränkte Tages- und Übernachtungsgäste ist erforderlich.
Servicekettenglied Ankommen und Orientieren:
Die Naturzentren in der Eifel, die fünf Nationalpark-Tore, das
Nationalparkzentrum und Besucherzentrum in Vogelsang locken mit
Ausstellungen und Programmen jährlich viele Hunderttausend Besucher in die
Region, für die Schulen aus dem Großraum Köln/Bonn/Aachen bieten sie
attraktive Ziele für Tagesausflüge und Klassenfahrten. Das Projekt "Netzwerk
Naturzentren", umgesetzt in den Jahren 2007 bis 2010 hatte das Ziel
Naturausstellungen, Besucherbergwerke und Programmanbieter für die
zukünftigen Anforderungen eines barrierefreien Tourismus zu stärken. D.h. die
Zugänglichkeit von Naturerlebniseinrichtungen und Nationalpark-Toren zu
optimieren, Medien barrierefrei zu gestaltet, Personal in großem Umfang zum
barrierefreien Serviceangebot und im Umgang mit behinderten Besuchern zu
schulen und Pauschal-Angebote zu entwickeln wie z.B. „Rureifel barrierefrei –
Angebote für integrative Schul- und Gruppenfahrten“. Als Experte und Berater
im Bereich barrierefreier Tourismus wurde die damalige Nationale
Koordinationsstelle Tourismus für Alle e.V. (heute: Tourismus für Alle
Deutschland e.V. NatKo), als Vertreter der zehn großen
Bundesbehindertenverbände in Deutschland, beauftragt das Projekt zu
begleiten. Die Sensibilisierungsmaßnahmen liegen jedoch mehr als 8 Jahre
zurück und sollten dringend erneuert werden.
Servicekettenglied Wohnen & Schlafen, Essen und Trinken:
Substanziell war die Erlebnisregion Nationalpark Eifel bereits solide mit
barrierefreien Übernachtungs- und Gastronomiebetrieben ausgestattet. 14
barrierefreie Unterkunftsbetriebe wurden durch die Nationale
Koordinierungsstelle Tourismus für Alle geprüft, qualifiziert und
zielgruppengerecht beschrieben. Unterschieden wurde dabei zwischen
Angeboten für gehbehinderte und Rollstuhl nutzende Gäste, schwerhörige und
gehörlose Personen, sehbehinderte und blinde Gästen, Gäste mit
Lernschwierigkeiten, Familien und Senioren. Von diesen 14 Betrieben bestehen
heute lediglich 9 Stück mit einer sinkenden Tendenz. Hier besteht großer
Handlungsbedarf. Eine weitere große Lücke stellen derzeit Gruppenunterkünfte
für Reisegruppen dar. Mittelfristig ist zudem eine „aktualisierende“ Zertifizierung
nach „Reisen für Alle“ notwendig. Lediglich 3 Betriebe tragen derzeit diese
Auszeichnung (Nationalpark Gästehaus Heimbach, die Jugendherberge
Nideggen, Eifel-Chalet „Haus Buntspecht). Die Auszeichnung nach „Reisen für
Alle“ ist auch als Grundlage für Kommunikations- und Marketingmaßnahmen
relevant. Z.B. kommunizieren NRW Tourismus, ADAC oder die DZT
ausschließlich zertifizierte Angebote. Diese Vorteile sollten verstärkt an die
Betriebe kommuniziert werden.
Servicekettenglied Freizeit & Sport:
Seit 2003 wurden durch den Naturpark Nordeifel zahlreiche
Infrastrukturprojekte zur Einrichtung barrierefreier Naturerlebnisangebote
umgesetzt. Die Region ist hier deutschlandweit vorbildlich ausgestattet. Als
Beispiel sind hier der barrierefreie Moorpfad in Dahlem oder der barrierefreier
Heckenweg in Monschau-Höfen genannt und ergänzen das bestehende Image
als Naturerlebnisregion hervorragend
Darüber hinaus ist bis heute der Nationalpark Eifel mit seinen vielfältigen
Aktivitäten im Bereich des barrierefreien Naturerlebnises vorbildhaft und belegt
bei der Qualität der Barrierefreiheit deutschlandweit einen Spitzenplatz.
Die Entwicklungen der Angebote fällt zeitlich vor die Einführung des
deutschlandweiten Zertifikats „Reisen für Alle“ und berücksichtigen in der Regel
maximal die damaligen Anforderungen der NatKo. Aktuell ist in der Region das
Besucherzentrum Vogelsang IP, die Nationalpark Ausstellung
„Wildnis(t)räume“ sowie die Dauerausstellung der NS-Dokumentation
Vogelsang „Bestimmung Herrenmensch“, der „Wilde Weg“ im Nationalpark Eifel
und die 5 Nationalpark-Tore, der Wilde Kermeter, die Kutschfahrt von
Vogelsang nach Wollseifen, die Bird Watching Station (Nationalpark) sowie die
Rothirschaussichtsemporte nach „Reisen für Alle“ zertifiziert. Eine Zertifizierung
der vielen weiteren Angebote ist notwendig. In diesem Zuge sollte der
Instandsetzungsbedarf einzelner barrierefreier Naturerlebnisangebote
überprüft werden sowie die Neuentwicklung von buchbaren TOP-Pauschalen.
Servicekettenglied Service und Assistenz:
14 (barrierefreie) Gastronomie- und Unterkunftsbetriebe nahmen innerhalb des
o.g. Kooperationsprojekts von Nationalpark Eifel und Naturpark Nordeifel an
einer speziellen Qualifizierung teil. Dieses Projekt umfasste eine Begutachtung
der Betriebe durch die Nationale Koordinationsstelle Tourismus für Alle e.V. und
eine Schulungsveranstaltung mit Sensibilisierungsübungen, die den Betreibern
und Mitarbeitern der Betriebe den Umgang mit Gästen mit Behinderung
näherbrachte und somit zu einer Optimierung ihre Servicequalität führte. Eine
weitere Qualifizierungsrunde für Gastgeber wurde letztmalig 2011 durchgeführt.
Hier besteht Aktualisierungsbedarf unter Einbezug weiterer KMUs.
Servicekettenglied Unterhaltung & Kultur / Shopping:
Dieser Punkt der touristischen Servicekette wurde von den Projektpartnern als
weniger relevant eingestuft und wurde nicht untersucht.
Foto: Tourismus NRW